Hallo Ihr Lieben!
Ick hab mir da wat übalegt. Wenn schon
Berlin-Tipps, denn aba richtich. Und um euch daruff einzustimmen
machen wa dit ab jetzt janz stilecht uff berlinerisch, quasi in
(Bundes-) Land(es)sprache – wa?! Aba, für alle die nur Bahnhof
vastehn, steht unter jedem Absatz nochmal die sinnjemäße
Übasetztung. Die Grammatik in Berlin ist ja och nich so dolle, aber
dit lass ick ma weg, dit jeht mir dann doch jegn den Strich. So nach
dem Motto: „Die mit die roten Schuhe und so“. Da rolln sich mir
die Fußnäjel hoch. Machen wa ma die „Light-Version“.
Mir ist die Idee gekommen meine
Berlin-Tipps zukünftig so zu schreiben, wie man hier in Berlin
spricht. Die teilweise schlimme Grammatik lass ich lieber außen
vor. Grammatik finde ich schon wichtig, bei aller Liebe zu meiner
Stadt.
Ick liebe Dialekte, da weeste doch
gleich wo eener her kommt. Dit is symphatisch! Ick werd euch mal wat
üba meene Stadt erzähln. Groß jeworden bin ick in Köpenick.
Kennta wahrscheinlich. Der Hauptmann von Köpenick? Den Film mit
Heinz Rühmann? Köpenick is „jwd“ (janz weit draußen –
sozusagen am A... der Welt), mitten im Grünen. Jeboren wurde ick im
Krankenhaus Köpenick, genau wie meene vier Jörn. Meen Elternhaus
ist keen Steinwurf weit davon entfernt, quasi eenmal lang
hinjefallen. Am Waldrand, fast am großen Müggelsee. Mitten inna
Natur. Am Rand von Berlin.
Ich mag Dialekte unheimlich gerne.
Das hat für mich was mit Identität, Heimat und Authentizität zu
tun. Meine Kindheit hab ich mehr in der Natur und auf dem Fahrrad
verbracht als in der Innenstadt. Geburten im Krankenhaus Köpenick
haben bei uns Tradition. Nicht nur ich wurde dort geboren, sondern
auch alle meine engelsgleichen Kinder.
Und da ick ne ausjesprochen
heimatverbundene Type bin hab ick´s nich allzu weit in die Stadt
jeschafft. Unsa Haus steht inna Nähe vom Landschaftspark
Johannisthal. Allet janz jeschichtsträchtig, erster Flugplatz in
Deutschland und so. Unse janze Straße und och unsa Haus steht unter
Denkmalschutz. Von hier aus biste rucki zucki uff da Stadtautobahn
und dann rucki zucki am Kudamm, in Steglitz oda wode sost hin willst.
Ich hänge an meiner Heimat und
würde sie nie dauerhaft verlassen wollen. Deshalb bin ich nur ein
paar Kilometer näher an die Innenstadt gezogen. Das ist mir nah
genug! Ich wohne in einer Straße mit Vergangenheit und was noch
schöner ist, in einem Haus mit Vergangenheit. Mit Seele sozusagen.
Und in ein paar Jahren wird es 100 Jahre alt. Schön! Dank der
Stadtautobahn, die nur 5 Autominuten entfernt ist, sind wir schnell
überall.
Ick liebe meene Stadt, obwohl mir
spontan janich einfällt warum. Überall liegen Tretmienen. Und dann
erst der Berliner-Charm – janz entzückend, sag ick euch! Da jehste
zum Bäcka Schrippen koofen. Erstmal wirste ne janze Weile ja nich
beachtet und denn kommt keen freundlichet „Juten Tach, wat darfs
denn heute für sie sein?“ Nüscht - da wirste erstmal anjebrüllt
„Kundenkarte vorhanden?“ Weeste Bescheid! Der Berliner kommt ebm
gleich uffn Punkt und quascht nich lange um den heißen Brei.
Ich liebe meine Stadt obwohl mir
gerade entfallen ist warum. Man muss immer schön aufpassen, dass man
nicht in einen der zahlreichen Hundehaufen tritt und dann erst der
charmante Berliner an sich. Einfach zum gernhaben. So nett und
freundlich! Wenn du am Wochenende deine Brötchen kaufen gehst, hält
sich die wenig motivierte Verkäuferin nicht lange mit den üblichen
Höflichkeitsfloskeln auf. Dienstleiter benutzen in Berlin ohnehin
gerne den Imperativ. Die Berliner sind eben so, sie sparen viel Zeit
in dem sie gleich zum Wesentlichen kommen.
Jespart wird och noch an anderer
Stelle. Neemlich bei den Klamotten. Wenn de in der S-Bahn sitzt und
um dich rum sitzten Leute in abjeranzten Klamotten, biste in Berlin.
Und wenn dir sone Flitzpiepe mit ner Mütze, nem Jutebeutel untam
Arm, nem Jesichtspullover (Vollbart) in den allerletzten Tretern, die
aussehn als hätteste se grade aus da Mülltonne jezottelt begegnet,
dann biste in Friedrichshain. Da wohn neemlich die janz Cooln. Dit is
kenn Obdachloser, wie viele vielleicht denken könnten – nee, dit
is´n Hipsta. Ick globe Berlin is die schlecht anjezogenste Stadt
Deutschlands. In Leipzig hamse wenigstens noch Tattoos. Nich das ick
uff son Quatsch stehen würde (ick wär totunglücklich wenn meene
Jörn tätowiert nach Hause kommen würden) Aba da ham die Leute sich
wenigsten Jedanken um ihr Äußeres jemacht, och wenn ick dit nich
schön finde. In Berlin interessiert es keene Sau wie a rumrennt.
Höchstens in Zehlendorf vielleicht.
Der Kleidungsstil der Berliner lässt
etwas zu wünschen übrig. Ich glaube die Menschen in Berlin legen
nicht so viel Wert auf ihr äußeres Erscheinungsbild wie in anderen
Städten. Styling ist eben nicht alles, da zählen die inneren Werte.
Die Einzigen die sich SEHR viele Gedanken um ihr Äußeres machen ist
die Gattung der Hipster. Dabei sind sie allerdings mehr als bemüht,
sich DAS auf keinen Fall anmerken zu lassen. Sozusagen, gesylter
Mülltonnenlook.
Als wir kürzlich in Leipzig waren,
ist mir aufgefallen, das sooo viele Menschen dort tätowiert sind.
Das mag ich überhaupt nicht. Zum Glück haben mich meine Kinder noch
nicht mit einem Tattoo überrascht. Ich hoffe und denke auch das dass
so bleibt.
Klingt irngwie janz schön negativ –
wa? Nee – is aba ja nich so jemeint. So sind wa. Imma wat zu
meckan. Einglich sind die Leute hier aba janz nett - nur eben uff
ihre Art. Die sind och herzlich und direkt und tragen ihr Herz uff da
Zunge. Dit mußte eben abkönnen. Denn is allet jut! Denn sind se
Kumpel wie Sau und du kannst dich uff sie valassn. Dann quatschen se
dich voll und helfen wo se können. Man sagt ja nich umsonst Berliner
habn „Herz und Schnauze“. Wir haben och son subtilen Humor. Wenn
eener sagt „Mensch heute siehste um de Haare aus wie ne
Klobürschte“ is dit nich böse jemeint. Ham wa halt bemerkt, dann
könn wat ja och sagen.
Uns Berliner muss man auch gar nicht
soooo ernst nehmen. Es wird nicht alles so heiß gegessen wie es
gekocht wird. Es klingt härter als es wirklich gemeint ist. Im
Grunde unseres Herzens sind wir sehr loyal, und ehrlich. Ist doch
eigentlich auch sehr nett, das wir uns die Zeit genommen haben, unser
Gegenüber so aufmerksam zu betrachten, das uns aufgefallen ist, das
er/sie heute einen Bad-Hair-Day hat. Oder?
Und damit da euch nicht janz umsonst durch meen Jeschwafel jekämpft
habt, hab ick och noch eenen extra tollen Berlin-Tipp für euch und
der liegt mir wirklich sehr am Herzen. Wenna inna Stadt seid, dann
kiekt euch im Gripstheater fürn schmalen Taler dit Musical "Linie 1" an. Dann wista warum ick Berlin so liebe. Weil it so is wie it
is. Berlin halt! Ick liebe dieset Musical und hab it och schon X-Mal
jesehen. Karten unbedingt vorbestellen und zeitich da sein, weil
freie Platzwahl. Ihr werdet bejeistert sein – vasprochen!
Damit sich die
Anstrengung gelohnt hat, den ganzen Post bis zum Ende durchzulesen,
hab ich noch den besten Berlin-Tipp überhaupt für euch. Seht euch
das Musical "Linie 1" im Grips Theater an. Ich liebe dieses
Musical und ich liebe diese Stadt!
In diesem Sinne, eure Lokal-Patriotin
Doreen